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Legenden aus der Mapuche-Welt

7. Die Legende von Huala - geliebt vom Besitzer eines Sees und in eine Ente verwandelt

Challaco, ein
                        Mapuche-Dorf an einem See in der Provinz
                        Neuquén, Argentinien
Challaco, ein Mapuche-Dorf an einem See in der Provinz Neuquén, Argentinien [1]
Spitzschwanzente
                        (Anas georgica), eine Entenart, die in fast ganz
                        Argentinien lebt
Spitzschwanzente (Anas georgica), eine Entenart, die in fast ganz Argentinien lebt [2]

Ein Mapuche-Mädchen ging immer am See Wasser holen, und als das Mädchen eine schöne Frau wurde, fand der See-Besitzer sie so schön, dass er sie raubte und in eine verstümmelte Ente verwandelte, so dass sie nie mehr fortgehen konnte.

übersetzt und präsentiert von Michael Palomino (2011)

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aus: María Espósito: Mapuche-Legenden (Maputsche; orig.: Leyendas Mapuches); in: Mapuche-Spanisch-Wörterbuch; mythologische Personen; indigene Themen aus Patagonien; ursprüngliche Namen; Legenden (orig.: Diccionario Mapuche mapuche-español / español-mapuche; personajes de la mitología; toponimia indígena de la Patagonia; nombres propios del pueblo mapuche; leyendas); Editorial Guadal S.A., 2003; ISBN 987-1134-51-7


Zusammenfassung: Der Eigentümer eines Sees ist in die junge Frau Huala verliebt - und die Frau wird in eine verstümmelte Ente verwandelt, so dass sie bei ihm bleibt

<In einem schönen Sierra-Tal am Ufer eines kleinen Sees lebte vor langer Zeit ein Mädchen namens Huala. Sie führte ein ruhiges Leben und widmete sich nur ihrer eigenen Familie, spielte mit ihren Freunden und half überall bei den Hausarbeiten in der Ruka mit. Eine ihrer Aufgaben, die ihr am besten gefielen, war es, am See Wasser zu holen. Dort pflegte sie dann immer ein Weilchen zu bleiben und konnte sich waschen und kämmen und sich im spiegelnden Wasser betrachten.

Der Besitzer des Sees, der so oft die schönen, schwarzen Augen im kristallinen Wasser reflektieren sah, begann, sich in sie zu verlieben. Und so ging das jahrelang. Huala wuchs heran und entwickelte sich bis hin zu einer jungen, schönen und attraktiven Frau.

Eines Tages, als Huala wieder einmal ruhig Wasser schöpfte, kam aus dem See heraus eine enorm grosse Kralle und hielt sie fest und zog sie in die Tiefe hinab. Die Schreie und die Angst über das Verschwinden wurden von den Eltern gehört. Sie eilten sofort mit Stöcken bewaffnet herbei, waren aber zu spät. Huala war verschwunden. Sie konnten nur noch die konzentrischen Wellen sehen, die der durch das Herunterziehen des Körpers der Frau ausgelöst worden waren. Die Eltern begriffen sofort, dass ihre Tochter vom Betrunkenen des Sees geraubt worden war. Und man konnte nichts mehr machen (S.262) weil dieses Monster unbesiegbar war. Auf einmal war das Ufer voller Fische. Dies war der Preis des Seebesitzers, der auf diese Weise für die geraubte Frau bezahlte.

Huala wurde in den Tiefen des Sees zu einer Höhle gebracht. Sie war sehr erschreckt, aber war dann noch mehr erschreckt, als sie um sich sah - voller Angst in ihren Augen - da waren ja schon geraubte Frauen, denen die Köpfe fehlten. Diese Köpfe lässt der Seebesitzer in Form von Feuerbällen von den Berggipfeln herunterrollen, von den Mapuches cheruve (Meteorit, S.24) genannt. Die junge Frau konnte so viel Horror nicht ertragen und wurde über den Felsen ohnmächtig.

Als sie wieder aufwachte, hatte sich der Besoffene in einen jungen, gut aussehenden Kellner verwandelt, der ihr seine Liebe erklärte.

"Ich verspreche dir, dass ich dir alle Zärtlichkeit und Süsse im Leben geben werde, die du willst, wenn du für immer meine Frau wirst."

Huala, verängstigt und schluchzend, antwortete ihm:

"Ich will nur meine Eltern und das Haus meiner Kindheit sehen. Ich will nur die Natur sehen, mit ihren Bäumen, Bergen und Tälern."

Der Besoffene, der sich in einen jungen Mann verwandelt hatte, akzeptierte ihren Wunsch, aber nur unter der folgenden Bedingung: Sie sollte den See nie mehr verlassen. Und so kam es. Unter Anwendung der Magie, die nur er kannte, verwandelte er die junge Frau in einen Vogel ähnlich einer Ente, aber mit kurzen Füssen und gestutzten Flügeln, so dass sie nicht weit fliegen und auch nicht gut auf der Erde laufen konnte. So sicherte er sich, dass Huala sich nie vom See entfernen konnte.

Seit dieser Zeit bewohnt die Huala die patagonischen Seen, und es kommt nie zu grossen Bewegungen, aber zu zu grossen Tauchgängen in die tiefsten Tiefen hinab. Manchmal kommt ein Schrei, der einer Wehklage des Kummers zu sein scheint, wie in dem Moment, als der Besoffene sie fing. Sie hat sogar noch die Illusion, dass der ganze schlechte Zauber eines Tages ein Ende haben würde und wieder frei sein könnte.>
(S.263)

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Fotoquellen
[1] Challaco, ein Mapuche-Dorf an einem See: http://www.lmneuquen.com.ar/noticias/2011/1/2/94259.php
[2] Spitzschwanzente (Anas georgica): Kevin Zaquali: http://www.avesdelnoa.com.ar/2008/10/28/pato-maicero-anas-georgicas/


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