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Legenden aus der Mapuche-Welt

13. Die Legende vom Donnervulkan (volcán Tronador): Zwei Kriegsherrn missbrauchen den heiligen Berg Amun-Kar als Schlachtfeld

Der Donnervulkan
                        (volcán Tronador), der früher Amun-Kar hiess,
                        mit dem Macardisee
Der Donnervulkan (volcán Tronador), der früher Amun-Kar hiess, mit dem Macardisee [1]

Zwei Kriegsherrn führten am heiligen Vulkan Krieg, und die Bestrafung kam mit einem Lavastrom.


übersetzt und präsentiert von Michael Palomino (2011)

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aus: María Espósito: Mapuche-Legenden (Maputsche; orig.: Leyendas Mapuches); in: Mapuche-Spanisch-Wörterbuch; mythologische Personen; indigene Themen aus Patagonien; ursprüngliche Namen; Legenden (orig.: Diccionario Mapuche mapuche-español / español-mapuche; personajes de la mitología; toponimia indígena de la Patagonia; nombres propios del pueblo mapuche; leyendas); Editorial Guadal S.A., 2003; ISBN 987-1134-51-7


Zusammenfassung: Ein kriegerischer Stamm (der sich "Der unbesiegbare Gegner" nannte) unter dem Häuptling Linco Nahuel war unbesiegbar: Sie zerstörten oder versklavten alle Invasoren. Sie lebten in der Region des heiligen Vulkans Amun-Kar, der Thron des Weltenschöpfers. Eines Tages kamen wieder Invasoren und der Häuptling Nahuel wollte ihnen mit verkleideten Gestalten einen Schrecken einjagen. Aber die zwerghaften Invasoren hatten ihre eigene Taktik und schossen mit Pfeilen vom Amun-Kar-Berg herab, besiegten die Unbesiegbaren und nahmen Häuptling Nahuel fest. Der Chef der Invasoren wollte alle Mapuche vom Berg in die Schlucht werfen lassen, und als der erste Mapuche hinuntergeworfen wurde, hatte Nahuel zum ersten Mal Angst in seinem Leben. Der Vulkan Amun-Kar aber begann mit einem Ausbruch und vermengte Mapuches und die Zwerge in seiner Lava zu einer einzigen Aschenmasse. Der Weltenschöpfer verwandelte Nahuel und den anderen Kriegsherr in Steine, weil sie den Wagemut gehabt hatten, den heiligen Vulkan als Kriegsgebiet zu missbrauchen, und so müssen sie bis heute das Donnern des Vulkans anhören. Deswegen wurde der Amuni-Kar-Berg in Donnerberg (cerro "Tronador") umbenannt.

<Es wird erzählt, dass vor langer Zeit in den hohen Bergen ein Kriegerstamm gelebt habe, der als "Der unbesiegbare Feind" bekannt war. Sie hatten keine Nachbarn, und auch keine Verbündeten. Welches Kriegsheer auch immer den Mut hatte, ihr Gebiet ohne Bewilligung zu betreten, wurde versklavt oder vernichtet. Zwischen den Unbesiegbaren gab es keinen Platz für Schwache.

Dieses Volk hatte einen mutigen und tollen Kriegsherrn, den Linco Nahuel, was in der Mapuche-Sprache (Mapudungun) "springender Tiger" bedeutet. Dieser Häuptling provozierte bei seinen Opfern eine unglaubliche Angst, und vergeben konnte er auch nicht.

Zwischen den Bergen des Landes von Linco Nahuel ragte ein Schneeberg heraus, das war der Berg "Amun-Kar", der heilige Berg (S.269), der - gemäss dem Mythos - der Thron des Weltenschöpfers Nguenechen war. Seine unermessliche Grösse dominierte die Landschaft. Manchmal kam es dazu, dass der Berg zornig war und überall in der Umgebung grosses Unglück provozierte. Er Berg spie dann jeweils Feuer bis zum Himmel, entzündete Wälder und bestrafte so die Mapuche mit fliegenden und glühenden Steinen. Wenn dies geschah, hatten die Leute mehr Angst vor der Wut des Berges als vor dem Heer des Linco Nahuel.

An einem schönen Morgen, als das Volk der Unbesiegbaren gerade im grossen Tal am Fusse des Berges "Amun-Kar" sein Lager hatte, brachten die Botschafter eine neue Nachricht. Linco Nahuel vernahm, dass ein neuer Stamm das Gebiet betreten hatte. Es war eine seltsame Armee von Unbekannten, die an der gegenüberliegenden Seite des Berges "Amun-Kar" aufstiegen. Es waren 1000e kleiner Zwergsoldaten.

Linco Nahuel kochte vor Wut und konnte den Zeitpunkt noch nicht benennen, wann er sie wie Ameisen zertreten wollte.

Trotzdem entschied er sich, sich zu beruhigen und eine Strategie auszudenken. Linco Nahuel kannte den Wert der Pläne. Kurze Zeit danach liess er seine direkten Untergebenen rufen und befahl ihnen:

-- Geht und konfrontiert euch mit dem Kriegsherrn der Zwerge. Verkleidet euch mit Leder der Guanacos und Pumas. Malt euer Gesicht so schrecklich wie möglich an und schmückt euch mit den längsten und dunkelsten Federn des choique (patagonischen Strauss). Und vor allem müsst ihr einen strengen Blick haben und nur wenig sprechen. Auf diese Weise können wir ihnen einen Schrecken einjagen, und wenn sie den Rückzug antreten, dann werden wir uns auf sie stürzen.

Die Gesandten machten sich mit allem Selbstbewusstsein auf den Weg, kamen aber gedemütigt und wütend zurück und erzählten, was vorgefallen war. Linco Nahuel hörte aufmerksam zu:

-- Die Zwerge sind ein Bergstamm und versichern, dass sie ihre Leben am Berg "Amun-Kar" weiterführen wollen. Sie sagen, dass sie deinen Namen nicht kennen. Wir haben ihnen von der Wut des Bergs berichtet, aber sie sagen, sie hätten keine Angst, weder vor dem noch vor gar nichts. Sie mockierten sich vor uns. Das sind kleine, aber sehr mutige Wesen.

Nun geriet Linco in Wut und bereitet den Krieg vor. Die unbesiegbare Armee wartete auf den Angriffsbefehl, aber überraschenderweise stürzten sich die Zwerge von oben auf sie und verletzten sie mit 1000en von Pfeilen und kleinen Tänzen. Linco Nahuel konnte die kleinen Zwergkrieger nicht bezwingen und wurde gefangengenommen (S.270).

Der Kriegsherr der Zwerge gab sein Urteil bekannt:

"Alle gefangenen Mapuche müssen den Berg hochlaufen und werden von dort in die Schlucht geworfen werden. Der letzte, der hinabgeworfen wird, wird Linco Nahuel sein, so dass er den Tod viele Male vorher sieht, bevor auch er getötet wird."

Als sie den ersten Mapuche hinabwarfen und Linco Nahuel dies mitverfolgen konnte, bekam er das erste Mal Angst in seinem Leben. Das Blut gefror ihm vor Angst.

Plötzlich hörte man aber einen ersten grossen Lärm des Berges selbst. Die Steine zersplitterten in 1000 Stücke und verwandelten sich in Feuerbälle. Ein grosser Lavastrom ergriff die Mapuche und die Zwerge, ihre Schreie vermischten sich und alle beide wurden in dieselbe Asche vermischt.

Der Weltenschöpfer Nguenechen befahl, dass die beiden Kriegsherrn sich gegenüber sitzen mussten, um zusammen den Horror anzusehen, der durch den Wagemut der beiden provoziert worden war, den Krieg auf seinem Berg auszutragen. Um die Strafe für ewig gelten zu lassen, wurden die beiden Kriegsherren in Steine verwandelt. Und seitdem wurden diese Steine viele Male mit brennender Lava verschüttet oder mit Eis bedeckt. Und immer wieder sind die beiden dazu verdammt, den Donner des wütenden Berges zu ertragen. Deswegen nennen die Stämme des Tals den Berg "Amun-Kar" nicht mehr so, sondern sie nennen ihn Donnerberg (Tronador). Die Mapuches erzählen, dass die beiden Häuptlinge ängstlich den Tag abwarten, an dem der Weltenschöpfer Nguenechen schläft und sie aufwachen dürfen, um jeweils ihre Rache an den Dörfern des jeweils anderen auszuführen.>
(S.271)


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Quellen
[web01] http://es.wikipedia.org/wiki/Cerro_Tronador

Fotoquellen
[1] Donnervulkan (volcán Tronador) mit Mascardisee: http://www.ask.com/wiki/Northern_Andes


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