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ECUADOR,
südamerikanische Republik mit 5.695.000 Einwohnern
(Schätzung Mitte 1968), von denen ungefähr 1000 Juden waren.
Allgemein wird angenommen, dass Juden unter den Siedlern
waren, die während den Kolonialzeiten aus Europa kamen.
Gewisse Familiennahmen unter den etablierten,
ecuadorianischen Familien beweisen ihren
sefardisch-jüdischen Ursprung.
[Jüdische Bevölkerung in
Zahlen]
Vor dem Zweiten Weltkrieg war nur eine kleine jüdische
Einwanderung nach Ecuador zu verzeichnen. Im Jahre 1904
lebten nur vier jüdische Familien im Land, und eine
Übersicht im Jahre 1917 gab 14 Juden an.
Nach 1924, als die Verunreinigten Staaten das Quotensystem
einführten, kamen eine Handvoll mehr Juden nach Ecuador.
Erst durch das Aufkommen des Nazismus und des Holocaust in
Europa begann in Ecuador eine Masseneinwanderung. Während
der Jahre 1933-43 kamen etwa 2700 Juden, und bis 1945 waren
es schon 3000 jüdische Einwanderer, 85% davon Flüchtlinge
aus Europa.
Auf dem Höhepunkt (im Jahre 1950) wurde die jüdische
Bevölkerung Ecuadors auf 4000 Personen geschätzt; die
Mehrheit lebte in Quito, einige 100 in Guayaquil, und wenige
weitere in Ambato, Riobamba und in Cuenca (Kol. 359).
Tabelle:
Juden in Ecuador 1917-1950
|
Jahr
|
Anzahl
|
1917
|
14
|
1924
|
eine Handvoll mehr
|
1933-1943
|
+ ca. 2,700
|
1945
|
3,000 Einwanderer
|
1950
|
4,000 (der
Höhepunkt)
|
seit 1950
|
sinkende Zahlen
|
Tabelle von Michael Palomino; aus: Ecuador;
In: Encyclopaedia Judaica 1971, Band 6, Kol.
359-360
|
[1935-1936: Versuche
landwirtschaftlicher Siedlungen geben zu wenig Einkommen]
[[...]]
Versuche mit landwirtschaftlichen Siedlungen blieben ohne
Erfolg. Im Jahre 1935 wurde in Paris das "Comité pour
l'Etude de l'Industrie de l'Immigration dans la République
de l'Equateur" eingerichtet [[Komitee für Industrie und
Einwanderung der Republik Ecuador]], und zwar durch eine
Bodenorganisation, die "Freeland League of Jewish
Colonization" [[Freilandliga der Jüdischen Kolonisation]],
mit dem Ziel, in Ecuador ein Siedlungsprogramm aufzubauen.
[[Die Ureinwohner Ecuadors, die von Ländereien vertrieben
wurde, werden im Artikel nie erwähnt]].
Mit der ecuadorianischen Regierung wurde ein Abkommen
abgeschlossen, 500.000 Acres Land dem Komitee für 30 Jahre
zu überlassen, um das Land mit Einwanderern zu besiedeln,
ohne Rücksicht auf Rasse, Religion oder Nationalität. Dabei
wurden Zugeständnisse versprochen wie Steuerfreiheit für
drei Jahre, Bürgerrecht nach einem Jahr, Zollbefreiung und
freier Transport mit Zug vom Hafen ins Innere des Landes.
Der Präsident unterschrieb das Abkommen einige Monate später
mit der Bedingung, dass bis Mai 1937 ein detailliertes
Programm präsentiert werden müsste, und dass im Falle, dass
das Komitee es nicht zustandebringen würde, 8000$ zu
investieren und mindestens 100 Familien anzusiedeln, das
Abkommen verfallen würde. Im folgenden Jahr besuchten zwei
Experten Ecuador, um die Siedlungsmöglichkeiten zu
untersuchen. Ihre Befunde besagten, dass solche Siedlungen
machbar seien und die Ausgaben von 72-93 Pfund (360-465 $)
pro Familie nicht übersteigen würden. Diese Befunde aber
(Kol. 360)
waren für die jüdischen Organisationen wie das *HICEM
inakzeptabel. Es wurde beanstandet, dass das entsprechende
Land zu weit weg von den Bevölkerungszentren liege, und dass
das Klima zu hart war. Das Resultat dieser Einwände war die
totale Absage des Projekts.
Das *American Jewish Joint Distribution Committee und das
HICEM versuchten auch, Hühnerfarmen für die Einwanderer zu
einzurichten, und 60 Familien wurden so angesiedelt. Aber
die Bedingungen verhinderten jeglichen Erfolg des Vorhabens,
das nach kurzer Zeit zusammenbrach (Kol. 361).
[[...]]
[1936: Liberale
Gesetzgebung - 1938: Einwanderungsbeschränkungen]
Obwohl Ecuador durch eine streng römisch-katholische
Tradition charakterisiert war, und obwohl es zuvor
Verfassungen hatte, die den römischen Katholizismus als
Staatskirche festlegten, konnte doch mit der Zeit eine
grossangelegte, jüdische Einwanderung starten. Eine liberale
Verfassung (1936) garantierte die Freiheit des
Gottesdienstes für alle und brachte es ebenfalls mit sich,
dass Erziehung hauptsächlich weltlich und laizistisch war
(Kol. 360).
[[...]]
Nichtsdestotrotz machte das grundlegende, humanitäre Element
des Landes schrittweise einer Politik der Auserwähltheit
Platz. Obwohl jüdische Einwanderung nach Ecuador auf der
Basis von landwirtschaftlichen Möglichkeiten und
Bedürfnissen abgewickelt wurde, so entwickelte sich die
Angelegenheit später anders: Alle Einwanderer waren nun
Händler, Industrielle und Geschäftsleute (Kol. 360).
[[...]]
Die meisten der Einwanderer waren Geschäftsleute und
studierte Experten, die es vorzogen, ihre Berufe auszuüben.
Sie entdeckten dabei, dass Balsaholz für den Möbelbau
verwendet werden kann, und später führten sie Eisen- und
Stahlmöbel im Land ein, die zuvor im Land unbekannt gewesen
waren. Ausserdem wurden Geschäfte im Kleinhandel eröffnet,
und auch die Hotellerie wurde entwickelt, wobei letzterer
Bereich zu antijüdischem Druck durch syrische und kubanische
Nationalisten führte, die auf diesem Gebiet aktiv gewesen
waren (Kol. 361).
[[...]]
In der Folge davon wurde im Jahre 1938 dann ein Gesetz
verabschiedet, das alle Juden, die nicht in der
Landwirtschaft oder in der Industrie tätig waren, dazu
verdonnerte, das Land zu verlassen. Ausserdem wurden die
Einwanderungsbestimmungen verschärft und die Einwanderung
nur noch für diejenigen Juden zugelassen, die über ein
minimales Vermögen von 400 $ verfügten, welches für
Investitionen in industrielle Projekte verwendet werden
musste. Die jüdische Gemeinde hatte jedoch die Kraft, dieses
Gesetz zu bekämpfen (Kol. 361).
Die liberale Gesetzgebung blieb somit weiterhin in Kraft
(Kol. 360).
[[...]]
[1939: Der Fall des
Schiffes "Königstein"]
In den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs nahm Ecuador
weiterhin eine gewisse Anzahl Einwanderer auf. Im Jahre
1939, als einige südamerikanische Länder die 165
deutsch-jüdischen Flüchtlingen an Bord des Schiffes
"Königstein" verweigerten, gewährte ihnen Ecuador die
Einreisegenehmigungen (Kol. 360).
[[...]]
Im Jahre 1952 wurde ein weiteres Gesetz verabschiedet, das
verlangte, dass jeder Ausländer beweisen sollte, dass er
eine Beschäftigung hatte, die dem Eintrag im Einreisevisum
entsprach. Dieses Gesetz wurde jedoch durch die Intervention
des *Jüdischen Weltkongresses bekämpft und zu Fall gebracht
(Kol. 360).
[[...]]
[Gemeindestruktur und
Kulturleben - spezielle Mittelschicht - keine komplette
Assimilation mit Mischheiraten]
Die ecuadorianisch-jüdische Gemeinde ist eine homogene
Gruppe, und dies ermöglichte die Organisation einer
Gemeinde. Die "Asociación de Beneficencia Israelita"
[[Israelitische Wohlfahrtsgesellschaft]], gegründet im Jahre
1938, ist die zentrale Körperschaft für religiöse und
kulturelle Angelegenheiten, die ihrerseits ein
Schlichtungsgericht und eine "hevra kaddisha" [[heilige
Versammlung]] einrichtete. Weitere Organisationen m Land
sind die [[rassistische]] Zionistische Vereinigung, die
[[rassistisch-zionistische Kampforganisation]] *B'nai
B'rith, Maccabi und eine Bankenkooperative. Ein
zweisprachiges Bulletin in Spanisch und Deutsch
"Informaciones" [[Informationen]]ist die einzige Publikation
der Gemeinde. Die jüdische Gemeinde Ecuadors ist
hauptsächlich deutschen Ursprungs, aber die junge Generation
spricht Spanisch. Eine komplette Assimilation durch
Mischheiraten hat nicht stattgefunden, denn die Juden bilden
eine eigene Mittelschicht zwischen der Oberschicht, der
traditionellen, katholischen Klassen und den Unterschichten,
die aus den Ureinwohnern bestehen.
In Ecuador gibt es keine jüdische Schule, sondern die
allgemeine Stimmung ist eine des jüdischen Zusammenhalts und
Solidarität, und die Kinder erhalten auch in gewissem Masse
eine jüdische Erziehung durch einen Lehrer, der von der
Gemeinde bezahlt ist. Die jüdische Gemeinde von Quito
besitzt ein Gebäude, ein Altersheim und eine Synagoge, die
an Samstagen und Feiertagen Gottesdienste veranstaltet.
[Jüdische Persönlichkeiten:
Industrialisierung mit Metallindustrie und
pharmazeutischer Industrie]
Ecuadorianische Juden sind in verschiedenen Bereichen
bekanntgeworden, auch im akademischen Umfeld, in der
Industrie und in den Wissenschaften. Benno Weiser (Benjamin
Varon), der im ecuadorianischen Journalismus tätig war, trat
später in den israelischen, diplomatischen Dienst und diente
in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern. Sein Bruder,
Max Weiser, war der erste Konsul des
[[rassistisch-zionistischen]] Israel in Ecuador. Auf dem
Gebiet der Industrie, wo Juden speziell eine wichtige Rolle
spielten, sind es die Familien Rothschild und Seligmann, die
auf diesem Gebiet die Metallindustrie entwickelt haben, und
die pharmazeutische Industrie ist Carlos Alberti Ottolenghi
und Alberto Di Capua zu verdanken. Paul Engel, Endokrinologe
und Pathologe, war der Mitbegründer der Endokrinen
Gesellschaft Ecuadors.
[Beziehungen zum
rassistisch-zionistischen Freimaurer-CIA-Herzl-Israel -
Zusammenarbeit]
Seit 1946, als der ecuadorianische UN-Vertreter vorschlug,
die *Jewish Agency als jüdische Exilregierung anzuerkennen,
hat Ecuador traditionell freundliche Beziehungen zum
[[rassistisch-zionistischen Freimaurer-CIA-Herzl]]-Israel,
und hat das [[rassistisch-zionistische]] Israel in den
Vereinten Nationen oft unterstützt. Diplomatische
Beziehungen wurden auf Botschafter-Niveau eingerichtet. Die
ecuadorianische Botschaft liegt in Jerusalem.
In den späten 1960er Jahren wurde zwischen den beiden
Ländern ein Netzwerk für technische Operation und
Hilfeaustausch eingerichtet, speziell auf dem Gebiet der
Landwirtschaft, der Wasseraufbereitung und des Jugendsports.
Bibliographie
-- A. Golodetz: Report on the Possibilities of Jewish
Settlement in Ecuador (1936), 125-30
-- Weiser, in: Commentary, 3 (1947), 531-6
-- J. Shatzky: Yidishe Yishuvim in Latayn Amerike (1952),
162-7
-- A. Monk and J. Isaacson (eds.): Comunidades Judías de
Latinoamérica (1968), 82-83.
[P.E.]> (Kol. 361)