aus:
-- SpiegelTV: Comeau/Jorgensen: 100
Minuten. Mayday - Alarm im Cockpit - Teil 3; Schweizer
Fernsehen SF2, 2.1.2006, 0:50-2:30;
-- Internetbeiträge
Zusammenfassung
Der Flug der kolumbianischen Fluggesellschaft Avianca Flug
52 war ein regelmässiger Linienflug vom internationalen
Flughafen "El Dorado" in Bogota via Medellin (José María
Córdoba Flughafen) zum John F. Kennedy-Flughafen in New
York. Es war eine Boeing 707-321B, registriert als
HK-2016. Nach langer Wartezeit wegen Nebels ging dem
Flugzeug vor dem zweiten Landungsversuch der Treibstoff
aus und die Maschine stürzte auf Long Island bei der
Ortschaft Cove Neck
auf offenes Land. Von den 158 Passagieren starben 73.
Zusätzlich stirbt fast die gesamte Besatzung, weil sie
nicht angeschnallt war [1].
Die Analyse, wieso es
zum Flugzeugabsturz kommt
Schlechtes Wetter wird der
Crew nicht gemeldet
Während des Fluges von Kolumbien nach New York zieht im
Nordosten der "USA" sehr schlechtes Wetter auf. Die Maschine
wird vom schlechten Wetter nicht informiert, und die Crew
erkundigt sich auch nicht danach, obwohl das schlechte
Wetter im Nordosten der "USA" berüchtigt ist. Der Pilot
fliegt also wie viele andere direkt in die widrigsten
Wetterbedingungen hinein, und so ergibt sich vor dem
Flughafen eine lange Wartezeit wegen vieler Fehlversuche bei
den Landungen [2] -
und auch wegen langen Wartezeiten für die Starts neuer
Flugzeuge. Der gesamte Flugplan des JFK-Flughafens gerät
durcheinander
[1].
Die lange Wartezeit wegen
Nebels
Der Flug sollte 4 Stunden dauern. Schlussendlich muss
Avianca Flug 52 aber 6 1/2 Stunden in der Luft bleiben, und
für eine solch lange Wartezeit ist in keinem Flugzeug der
Welt Reservetreibstoff vorhanden [2].
Der Besatzung wird die Gesamtsituation am Flughafen nie
gemeldet, und es wird somit auch kein Ausweichflughafen wie
Boston in Erwägung gezogen. Dafür würden die
Treibstoffreserven anfangs noch ausreichen
[1].
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New York und Boston, Entfernung ca. 200
Meilen.
|
77 Minuten nach Beginn der Warteschleifen fragt die New
Yorker Flugverkehrskontrolle die Besatzung, wie lange sie
dies noch fortsetzen könnten. Der erste Copilot gibt zur
Antwort: "... ungefähr 5 Minuten." Der erste Copilot gibt
auch an, dass die Alternative Boston sei, aber da sie
bereits so lange in der Warteschleife wären, sei ein Flug
nach Boston nicht mehr möglich. Da dirigiert der Lotse das
Flugzeug auf Landebahn 22L
[1].
Psychoterror durch dauernd
wechselnde Fluglotsen
Die zuständigen Fluglotsen wechseln dauernd wegen
Schichtwechsel und wegen wechselnder Zuständigkeiten. Es
machen alle Dienst nach Vorschrift, trotz des schlechten
Wetters und der langen Wartezeiten. Alle Flugzeuge haben
aber nur beschränkt Reservetreibstoff an Bord.
Warteschleifen werden verdoppelt, die Fluglotsen sind selbst
im absoluten Stress, die Flugzeuge können nicht mehr warten,
dann erfolgt die Übergabe an einen "Anfluglotsen" [2].
Avianca Flug 52 meldet einem Fluglotsen die
Treibstoffknappheit. Dem nächsten zuständigen Fluglotsen
wird dies aber nicht weitergesagt. Da der Pilot kein
Englisch spricht sondern nur der Copilot und der Pilot von
der "alten Schule" ist und der Copilot noch nie eine
lebensgefährliche Situation erlebt zu haben scheint,
insistiert das Pilotenpaar zu wenig. Er muss dem Copiloten
vertrauen, und gleichzeitig versteht er natürlich auch
nicht, was der Copilot mit dem Fluglotsen auf Englisch
spricht. Der Pilot fragt mehrmals, ob der Copilot dem neuen
Fluglotsen von der Treibstoffknappheit berichtet habe, aber
die Fluglotsen sind nur beschränkt zu erreichen und der
Copilot scheint überfordert und meldet die
Treibstoffknappheit nicht [2].
Das Missverständnis über
den Begriff "Priorität"
Der spanischsprechende Pilot verlangt die Landepriorität für
Avianca Flug 52, aber die Landepriorität wird nicht gewährt.
Dabei ergibt sich ein Missversändnis über den Begriff
"Priorität". Im Spanischen ist das Wort "prioridad" ein
Ausdruck für einen Notfall, im Englischen ist der Begriff
"priority" aber nur ein Ausdruck für eine Reihenfolge. Der
spanischsprechende Pilot meint mehrmals, er habe seine
Situation klar geschildert, und der "amerikanische"
Fluglotse meint, es ginge nur um eine Reihenfolge. Der Pilot
merkt, dass sein Flugzeug nicht drankommt, aber er weiss
nicht, wo der "Haken" liegt. Die Nervosität im Cockpit
steigt, und er beschuldigt den Copiloten, der aber die
Befehle des Piloten erfüllt [2].
Tückische Scherwinde
Die Scherwinde unter 150m Höhe werden der Crew nicht
gemeldet. Somit fliegt der Pilot ohne Winkelreserve
die Startbahn an [2].
Der erste Landungsversuch -
Durchstarten fast ohne Treibstoff
Beim ersten Landungsversuch auf den JFK-Flughafen nach 2
Stunden Wartezeit ist klar, dass ein Durchstarten kaum
möglich ist. Die Treibstofftanks sind so leer sind, dass
beim Hochziehen des Flugzeugs ein Zündabriss wahrscheinlich
ist und die Triebwerke ausfallen würden. In diesem Zeitpunkt
während des ersten Landungsversuchs wird Avianca Flug 52 an
einen Anfluglotsen weitergereicht, der bald Schichtende hat
[2].
Der erste Anflug muss also gelingen. Der Flugingenieur warnt
den Piloten aber nicht, dass es nur einen Versuch gibt. Es
sind noch für 10 Minuten Treibstoff vorhanden. Da drücken
starke Scherwinde 4km vor der Landebahn auf die Nase des
Flugzeugs, und gleichzeitig verdeckt ein Nebelschwaden jede
Sicht auf die Landebahn. Das Warnsystem warnt gleichzeitig
vor einem Aufprall [2].
Das Flugzeug ist noch 3 km von der Landebahn weg und 70m
über dem Boden. Dem Piloten bleibt nur der volle Schub
und das Durchstarten des Flugzeugs. Der Treibstoff wird
verbraucht. Der Pilot gerät in Panik, weil er kein Englisch
kann. Da gibt der Lotse das Flugzeug an den nächsten Lotsen
weiter. Der Pilot wird wütend, weil man seinen Fall immer
neu erklären muss, immer über den Copiloten. Avianca Flug 52
wird auf eine neue Warteschleife weit weg über Long Island
geschickt, 20 Flugminuten vom JFK-Flughafen weg. Der
Fluglotse hat keine Ahnung, dass er damit viele Passagiere
in den Tod schickt [2].
Der Copilot warnt den Lotsen, dass kein Treibstoff mehr
vorhanden sei: "... We're running out of fuel, Sir." Der
Lotse gibt aber nur Anweisung, in höherer Höhe zu warten.
Der Copilot gibt zur Antwort: "... No Sir, we're running out
of fuel." Es ist zu spät...
[1]
Die Passagiere wissen von nichts und werden von der
Besatzung beruhigt, so gut es geht. Einige ahnen aber, dass
da was nicht stimmt. Schon 2 1/2 Stunden wartet das Flugzeug
Avianca Flug 52 auf die Landung, und immer ist man noch
nicht angekommen [2].
Die Lichter im Flugzeug
gehen aus
Da flackern die Lampen im Flugzeug. Dies ist das Zeichen,
dass die Triebwerke nicht mehr versorgt werden [2].
Es folgt der Flammmenabriss in Triebwerk 4 [1],
dann in Triebwerk 3, dann auch in Triebwerk 1 und 2. Damit
ist der Strom im gesamten Flugzeug weg, die Triebwerke
stehen still, der Lärm der Triebwerke hört auf und das
Flugzeug fällt vom Himmel. Erst jetzt merken die Passagiere,
was die Stunde geschlagen hat. Sie bereiten sich alle auf
die Todesstunde vor [2].
"Avianca ist nicht mehr auf
dem Radar"
Die Fluglotsen bemerken, dass das Signal von Avianca Flug 52
ausfällt und melden: "Avianca ist nicht mehr auf dem Radar".
Der Pilot weiss nicht, wo er ist und versucht im Blindflug
eine weiche Landung, indem er das Steuer nicht mehr
verändert und das Flugzeug selber fliegen lässt. Dies geling
ihm auch. Das Flugzeug stürzt im spitzen Winkel auf Long
Island bei der Ortschaft
Cove
Neck auf Land [2]
,
Die
Position des Dorfes Cove Neck
|
Avianca Flugzeugabsturz Flug 52:
Absturzstelle bei Cove Neck auf Long Island ohne
Brand.
|
15 Meilen vom JFK-Flughafen entfernt [1].
Explosion gibt es keine, weil kein Treibstoff mehr vorhanden
ist. Da das Flugzeug aber an einem kleinen Hang abstürzt,
wird das Cockpit abgerissen und 30m weggeschleudert. 72
Passagiere sterben, 85 überleben. Von der Crew überlebt nur
der Chefstewart. Alle anderen sterben, weil sie nicht
angeschnallt sind [2].
Die Schuldfrage - die
Lotsen wollen jede Schuld abstreiten
Die Ermittlungen erkennen sofort den Benzinmangel. Beim
Flugschreiber war die Folie nicht eingelegt, so dass dieser
keine Daten liefert (behaupten die "Ermittler"). Alles
muss über den Stimmenrecorder recherchiert werden, und das
dauert. Während der Zeit der Auswertung kommen die wildesten
Versionen auf. Der Verdacht gegen die Fluglotsen verdichtet
sich aber immer mehr, denn mehr als für 2 1/2 Stunden kann
ein Flugzeug nicht Reservetreibstoff an Bord haben [2].
Nach der Untersuchung werden die Lotsen klar beschuldigt,
für den Flugzeugabsturz mitverantwortlich zu sein [2].
Die Untersuchung bemängelt, dass im Flugzeug kein Autopilot
vorhanden ist [2].
Bei der Anhörung behaupten die Fluglotsen, dass die Piloten
von Avianca Flug 52 nie von einem Notfall gesprochen hätten,
und so habe man sie warten lassen [2].
Die Crew habe auch nie gemeldet, dass ihr der Treibstoff
ausgehen würde.
(http://www.airlinesafety.com/editorials/HumanErrorVsTerrorism)
Das Missverständnis um den Sprachausdruck "Priorität", der
im Spanischen einen Notfall beschreibt, im Englischen aber
nur eine Reihenfolge, wird wesentlich. Die "amerikanischen"
Lotsen haben nie begriffen, dass es sich bei Avianca um
einen Notfall handelte, wenn Avianca Flug 52 um "Priorität"
gebeten hat. So können die "amerikanischen" Fluglotsen sogar
behaupten, Avianca Flug 52 habe nie einen Notfall gemeldet,
auch wenn das Flugzeug schon 2 1/2 in Warteschleifen flog...
(SpiegelTV: 100 Minuten. Mayday - Alarm im
Cockpit - Teil 3; http://www.airlinesafety.com/editorials/HumanErrorVsTerrorism)
Insgesamt stellt der Untersuchungsbericht fest, dass man den
Flugzeugabsturz an 20 Stellen hätte vermeiden können, z.B.
durch Zuweisung eines anderen Flughafens, wo die Wartezeiten
geringer gewesen wären [2].
Die "amerikanische" Flugverkehrskontrolle FAA wird gemäss
der Untersuchung freigesprochen. Nun verklagt die Avianca
die FAA selbst. Da lenkt die FAA ein. Man einigt sich auf
die Bezahlung von 40 von 200 Mio. "US"-$ [2].
Das englische Standard-Vokabular in der Fliegerei setzt neue
Warnausdrücke für Treibstoffmangel fest.
(http://www.airlinesafety.com/editorials/HumanErrorVsTerrorism)
Überlebende
u.a.
-- Louis Montoya
-- Sergio Giraldo
-- Miryamm Montoya mit zwei Babys
-- von 11 Babys im Flugzeug überleben 10 [2].