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Der Flugzeugabsturz von Avianca Flug 52 am 25. Januar 1990
in Cove Neck auf Long Island, New York State


Chaotische Fluglotsen, Sprachschwierigkeiten und schlechtes Wetter am John F.Kennedy-Flughafen in New York führen zu über 2 1/2 Stunden Wartezeit, so dass dem Flugzeug der Treibstoff ausgeht...

Avianca Boeing 767-300 im Anflug   Avianca: Logos an Flugzeugen   Avianca Logo
Wer verarschte die Avianca und ihre Passagiere?

Chronologie

von Michael Palomino (2006)

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aus:
-- SpiegelTV: Comeau/Jorgensen: 100 Minuten. Mayday - Alarm im Cockpit - Teil 3; Schweizer Fernsehen SF2, 2.1.2006, 0:50-2:30;
-- Internetbeiträge



Zusammenfassung
Der Flug der kolumbianischen Fluggesellschaft Avianca Flug 52 war ein regelmässiger Linienflug vom internationalen Flughafen "El Dorado" in Bogota via Medellin (José María Córdoba Flughafen) zum John F. Kennedy-Flughafen in New York. Es war eine Boeing 707-321B, registriert als HK-2016. Nach langer Wartezeit wegen Nebels ging dem Flugzeug vor dem zweiten Landungsversuch der Treibstoff aus und die Maschine stürzte auf Long Island bei der Ortschaft Cove Neck auf offenes Land. Von den 158 Passagieren starben 73. Zusätzlich stirbt fast die gesamte Besatzung, weil sie nicht angeschnallt war [1].



Die Analyse, wieso es zum Flugzeugabsturz kommt

Schlechtes Wetter wird der Crew nicht gemeldet

Während des Fluges von Kolumbien nach New York zieht im Nordosten der "USA" sehr schlechtes Wetter auf. Die Maschine wird vom schlechten Wetter nicht informiert, und die Crew erkundigt sich auch nicht danach, obwohl das schlechte Wetter im Nordosten der "USA" berüchtigt ist. Der Pilot fliegt also wie viele andere direkt in die widrigsten Wetterbedingungen hinein, und so ergibt sich vor dem Flughafen eine lange Wartezeit wegen vieler Fehlversuche bei den Landungen [2] -

und auch wegen langen Wartezeiten für die Starts neuer Flugzeuge. Der gesamte Flugplan des JFK-Flughafens gerät durcheinander [1].

Die lange Wartezeit wegen Nebels

Der Flug sollte 4 Stunden dauern. Schlussendlich muss Avianca Flug 52 aber 6 1/2 Stunden in der Luft bleiben, und für eine solch lange Wartezeit ist in keinem Flugzeug der Welt Reservetreibstoff vorhanden [2].

Der Besatzung wird die Gesamtsituation am Flughafen nie gemeldet, und es wird somit auch kein Ausweichflughafen wie Boston in Erwägung gezogen. Dafür würden die Treibstoffreserven anfangs noch ausreichen [1].

  
Positionen von New York und Boston
New York und Boston, Entfernung ca. 200 Meilen.

77 Minuten nach Beginn der Warteschleifen fragt die New Yorker Flugverkehrskontrolle die Besatzung, wie lange sie dies noch fortsetzen könnten. Der erste Copilot gibt zur Antwort: "... ungefähr 5 Minuten." Der erste Copilot gibt auch an, dass die Alternative Boston sei, aber da sie bereits so lange in der Warteschleife wären, sei ein Flug nach Boston nicht mehr möglich. Da dirigiert der Lotse das Flugzeug auf Landebahn 22L [1].

Psychoterror durch dauernd wechselnde Fluglotsen

Die zuständigen Fluglotsen wechseln dauernd wegen Schichtwechsel und wegen wechselnder Zuständigkeiten. Es machen alle Dienst nach Vorschrift, trotz des schlechten Wetters und der langen Wartezeiten. Alle Flugzeuge haben aber nur beschränkt Reservetreibstoff an Bord. Warteschleifen werden verdoppelt, die Fluglotsen sind selbst im absoluten Stress, die Flugzeuge können nicht mehr warten, dann erfolgt die Übergabe an einen "Anfluglotsen" [2].

Avianca Flug 52 meldet einem Fluglotsen die Treibstoffknappheit. Dem nächsten zuständigen Fluglotsen wird dies aber nicht weitergesagt. Da der Pilot kein Englisch spricht sondern nur der Copilot und der Pilot von der "alten Schule" ist und der Copilot noch nie eine lebensgefährliche Situation erlebt zu haben scheint, insistiert das Pilotenpaar zu wenig. Er muss dem Copiloten vertrauen, und gleichzeitig versteht er natürlich auch nicht, was der Copilot mit dem Fluglotsen auf Englisch spricht. Der Pilot fragt mehrmals, ob der Copilot dem neuen Fluglotsen von der Treibstoffknappheit berichtet habe, aber die Fluglotsen sind nur beschränkt zu erreichen und der Copilot scheint überfordert und meldet die Treibstoffknappheit nicht [2].

Das Missverständnis über den Begriff "Priorität"

Der spanischsprechende Pilot verlangt die Landepriorität für Avianca Flug 52, aber die Landepriorität wird nicht gewährt. Dabei ergibt sich ein Missversändnis über den Begriff "Priorität". Im Spanischen ist das Wort "prioridad" ein Ausdruck für einen Notfall, im Englischen ist der Begriff "priority" aber nur ein Ausdruck für eine Reihenfolge. Der spanischsprechende Pilot meint mehrmals, er habe seine Situation klar geschildert, und der "amerikanische" Fluglotse meint, es ginge nur um eine Reihenfolge. Der Pilot merkt, dass sein Flugzeug nicht drankommt, aber er weiss nicht, wo der "Haken" liegt. Die Nervosität im Cockpit steigt, und er beschuldigt den Copiloten, der aber die Befehle des Piloten erfüllt [2].

Tückische Scherwinde
Die Scherwinde unter 150m Höhe werden der Crew nicht gemeldet. Somit fliegt der Pilot  ohne Winkelreserve die Startbahn an [2].

Der erste Landungsversuch - Durchstarten fast ohne Treibstoff

Beim ersten Landungsversuch auf den JFK-Flughafen nach 2 Stunden Wartezeit ist klar, dass ein Durchstarten kaum möglich ist. Die Treibstofftanks sind so leer sind, dass beim Hochziehen des Flugzeugs ein Zündabriss wahrscheinlich ist und die Triebwerke ausfallen würden. In diesem Zeitpunkt während des ersten Landungsversuchs wird Avianca Flug 52 an einen Anfluglotsen weitergereicht, der bald Schichtende hat [2].

Der erste Anflug muss also gelingen. Der Flugingenieur warnt den Piloten aber nicht, dass es nur einen Versuch gibt. Es sind noch für 10 Minuten Treibstoff vorhanden. Da drücken starke Scherwinde 4km vor der Landebahn auf die Nase des Flugzeugs, und gleichzeitig verdeckt ein Nebelschwaden jede Sicht auf die Landebahn. Das Warnsystem warnt gleichzeitig vor einem Aufprall [2].

Das Flugzeug ist noch 3 km von der Landebahn weg und 70m über dem Boden.  Dem Piloten bleibt nur der volle Schub und das Durchstarten des Flugzeugs. Der Treibstoff wird verbraucht. Der Pilot gerät in Panik, weil er kein Englisch kann. Da gibt der Lotse das Flugzeug an den nächsten Lotsen weiter. Der Pilot wird wütend, weil man seinen Fall immer neu erklären muss, immer über den Copiloten. Avianca Flug 52 wird auf eine neue Warteschleife weit weg über Long Island geschickt, 20 Flugminuten vom JFK-Flughafen weg. Der Fluglotse hat keine Ahnung, dass er damit viele Passagiere in den Tod schickt [2].

Der Copilot warnt den Lotsen, dass kein Treibstoff mehr vorhanden sei: "... We're running out of fuel, Sir." Der Lotse gibt aber nur Anweisung, in höherer Höhe zu warten. Der Copilot gibt zur Antwort: "... No Sir, we're running out of fuel." Es ist zu spät... [1]

Die Passagiere wissen von nichts und werden von der Besatzung beruhigt, so gut es geht. Einige ahnen aber, dass da was nicht stimmt. Schon 2 1/2 Stunden wartet das Flugzeug Avianca Flug 52 auf die Landung, und immer ist man noch nicht angekommen [2].

Die Lichter im Flugzeug gehen aus
Da flackern die Lampen im Flugzeug. Dies ist das Zeichen, dass die Triebwerke nicht mehr versorgt werden [2].

Es folgt der Flammmenabriss in Triebwerk 4 [1],

dann in Triebwerk 3, dann auch in Triebwerk 1 und 2. Damit ist der Strom im gesamten Flugzeug weg, die Triebwerke stehen still, der Lärm der Triebwerke hört auf und das Flugzeug fällt vom Himmel. Erst jetzt merken die Passagiere, was die Stunde geschlagen hat. Sie bereiten sich alle auf die Todesstunde vor [2].

"Avianca ist nicht mehr auf dem Radar"

Die Fluglotsen bemerken, dass das Signal von Avianca Flug 52 ausfällt und melden: "Avianca ist nicht mehr auf dem Radar". Der Pilot weiss nicht, wo er ist und versucht im Blindflug eine weiche Landung, indem er das Steuer nicht mehr verändert und das Flugzeug selber fliegen lässt. Dies geling ihm auch. Das Flugzeug stürzt im spitzen Winkel auf Long Island bei der Ortschaft Cove Neck auf Land [2],

Die
                        Position des Dorfes Cove Neck
Die Position des Dorfes Cove Neck
Avianca Flugzeugabsturz Flug 52:
                        Absturzstelle bei Cove Neck auf Long Island ohne
                        Brand.
Avianca Flugzeugabsturz Flug 52: Absturzstelle bei Cove Neck auf Long Island ohne Brand.


15 Meilen vom JFK-Flughafen entfernt [1].

Explosion gibt es keine, weil kein Treibstoff mehr vorhanden ist. Da das Flugzeug aber an einem kleinen Hang abstürzt, wird das Cockpit abgerissen und 30m weggeschleudert. 72 Passagiere sterben, 85 überleben. Von der Crew überlebt nur der Chefstewart. Alle anderen sterben, weil sie nicht angeschnallt sind [2].

Die Schuldfrage - die Lotsen wollen jede Schuld abstreiten

Die Ermittlungen erkennen sofort den Benzinmangel. Beim Flugschreiber war die Folie nicht eingelegt, so dass dieser keine Daten liefert (behaupten die "Ermittler").  Alles muss über den Stimmenrecorder recherchiert werden, und das dauert. Während der Zeit der Auswertung kommen die wildesten Versionen auf. Der Verdacht gegen die Fluglotsen verdichtet sich aber immer mehr, denn mehr als für 2 1/2 Stunden kann ein Flugzeug nicht Reservetreibstoff an Bord haben [2].

Nach der Untersuchung werden die Lotsen klar beschuldigt, für den Flugzeugabsturz mitverantwortlich zu sein [2].

Die Untersuchung bemängelt, dass im Flugzeug kein Autopilot vorhanden ist [2].

Bei der Anhörung behaupten die Fluglotsen, dass die Piloten von Avianca Flug 52 nie von einem Notfall gesprochen hätten, und so habe man sie warten lassen [2].

Die Crew habe auch nie gemeldet, dass ihr der Treibstoff ausgehen würde.
(http://www.airlinesafety.com/editorials/HumanErrorVsTerrorism)

Das Missverständnis um den Sprachausdruck "Priorität", der im Spanischen einen Notfall beschreibt, im Englischen aber nur eine Reihenfolge, wird wesentlich. Die "amerikanischen" Lotsen haben nie begriffen, dass es sich bei Avianca um einen Notfall handelte, wenn Avianca Flug 52 um "Priorität" gebeten hat. So können die "amerikanischen" Fluglotsen sogar behaupten, Avianca Flug 52 habe nie einen Notfall gemeldet, auch wenn das Flugzeug schon 2 1/2 in Warteschleifen flog...
(SpiegelTV: 100 Minuten. Mayday - Alarm im Cockpit - Teil 3; http://www.airlinesafety.com/editorials/HumanErrorVsTerrorism)

Insgesamt stellt der Untersuchungsbericht fest, dass man den Flugzeugabsturz an 20 Stellen hätte vermeiden können, z.B. durch Zuweisung eines anderen Flughafens, wo die Wartezeiten geringer gewesen wären [2].

Die "amerikanische" Flugverkehrskontrolle FAA wird gemäss der Untersuchung freigesprochen. Nun verklagt die Avianca die FAA selbst. Da lenkt die FAA ein. Man einigt sich auf die Bezahlung von 40 von 200 Mio. "US"-$ [2].

Das englische Standard-Vokabular in der Fliegerei setzt neue Warnausdrücke für Treibstoffmangel fest.
(http://www.airlinesafety.com/editorials/HumanErrorVsTerrorism)

Überlebende
u.a.
-- Louis Montoya
-- Sergio Giraldo
-- Miryamm Montoya mit zwei Babys
-- von 11 Babys im Flugzeug überleben 10 [2].

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Quellen
[1] http://www.answers.com/topic/avianca-flight-52
[2] SpiegelTV: 100 Minuten. Mayday - Alarm im Cockpit - Teil3; Schweizer Fernsehen SF2, 2.1.2006, 0:50-2:30

Bildernachweis

-- Avianca-Logos an Flugzeugen: http://eltiempo.terra.com.co/economia/05deoctubrede2005/ARTICULO-WEB-_NOTA_INTERIOR-2556795.html
-- Avianca-Logo: http://www.reserve.com.co/ppalindex.htm
-- Avianca-Flugzeug im Anflug: http://www.reserve.com.co/ppalindex.htm
-- Absturzstelle: http://www.airlinesafety.com/editorials/HumanErrorVsTerrorism
-- Karte mit der Position von Cove Neck: http://www.multimap.com
-- Karte mit den Positionen von New York und Boston: http://www.multimap.com

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